Treffen sich ein Narzisst und ein Empath,
kommt das zwischenmenschliche Spektakel erst so richtig in Fahrt.
Die Anziehung auf allen Ebenen magisch ist,
und lang verschleiert, dass es nur eine grausame Falle ist.
Eine Falle gestellt vom Narzissten,
denn ohne Bewunderungssklaven geht es einfach nicht.
Braucht er die Zuwendung, wie die Luft zum atmen,
ist es ein Leichtes für ihn, dafür sich komplett selbst zu verraten.
Ist die Beute erst mal anvisiert,
ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich gefangen im Netz verliert.
Es geht nicht um eine Beziehung auf Augenhöhe oder Liebe,
es sind maximal ganz niedere Triebe.
Doch eigentlich ist es ein Geschäft, ein unausgesprochener Vertrag,
ich saug‘ dich aus solange ich mag.
Ich benutze dich solange du mir dienlich bist,
und glaub nicht, dass du unersetzlich oder wichtig bist.
Du gehörst mir mit Haut und Haaren,
doch nach außen möchte ich den Schein der Liebe wahren.
Du weißt,
ich bin der tolle Hecht
und vergiss das NIE,
sonst geht es dir schlecht.
Vergiss deine Bedürfnisse und dich,
das zählt für mich einfach nicht.
Ich weiß es schien anders am Anfang und Beginn,
nur da wollte ich zu keinem Zeitpunkt hin.
Das diente alles nur dich zu kriegen,
bin ich nicht ein Gott, ich verkaufe das alles glaubhaft auch noch als lieben.
Doch jetzt bist du bereits gefangen in meinem Netz aus Lug und Trug
und vom Aussaugen habe ich noch lang nicht genug.
24 Stunden am Tag hast du mich zu versorgen,
und wehe du magst dir davon Zeit für dich borgen.
Dann werde ich dich demütigen, erniedrigen und vielleicht auch mal schlagen,
du kennst das Gefühl, du spürst die Konditionierung schon im Magen
und auch daran werde ich mich weiter laben.
Wehe! du ziehst dich zurück,
wenn du das überlebst, ist es nur Glück.
Ich werde alles tun um dich an mich zu binden,
selbst wenn sich auf diesem Weg mehrere Leichen befinden.
Die Grenzen und Regeln setze ich,
vergiss das nicht,
so einfach gehst du mir nicht.
Goldmund:
Du legst mir die Welt zu Füßen
und scheinst die Veränderung mit offenem Herzen zu begrüßen.
Du kannst sehen, wer ich bin,
und es scheint, genau dort willst du hin.
Du gibst dich reflektiert und belesen
und dabei vom Schmerz bereits genesen.
Du gibst dich übertrieben sensibel, stark und gesichert,
niemand der den Selbstbetrug hier nicht wittert.
Du tust alles, um mir zu gefallen,
nur um dir zu verfallen.
Studierst und kopierst mich,
und mit ständigen Doppelbotschaften
verwirrst du mich.
Ich will dir glauben,
dass Heilung und Liebe dein Anliegen ist.
Und bemerke nicht,
dass der Vertrag schon lange unterzeichnet ist.
Mit meinem Blut hab ich unterschrieben,
schon entschieden,
dich zu lieben.
Du hältst mich auf ständigem Entzug,
nie ist meine Liebe genug.
Du benutzt mich wie es dir gefällt,
alles dreht sich nur um deine Welt.
Du glaubst, du kannst mir ins Gesicht lügen
und ich bemerke es nicht.
Täusch‘ dich nicht
– ich spür dich –
mittlerweile ob ich es will oder nicht.
Zu viele Grenzen bereits verletzt,
getrieben, gejagt und gehetzt.
Ich bemerke es geht bereits um Leben und Tod
und meine eigene Not.
Ich versuche zu klären und bleib dabei offen:
Fuck – schon wieder getroffen!
Ich gestehe mir endlich ein, wer du bist:
Shit, wirklich ein Narzisst.
Ich will gehen,
doch das lässt du nicht zu.
Nur madige Beute lässt du in Ruh‘.
Von da an spiegle ich dein Verhalten,
oft kannst du deine Raserei nun gar nicht mehr halten.
Du verlierst an Kontrolle und Macht,
nichts, was dich verrückter macht.
Du versuchst, Freunde und Familie auf deine Seite zu ziehen.
Du spielst Opfer, Täter und Retter glaubhaft in einem Satz,
immer genau was es braucht für den jeweiligen Platz.
Ich ziehe mich immer weiter zurück,
ist das mein Weg zurück zu meinem Glück?
Hast du nun endlich genug?
Reichen all die Leichen im Garten,
oder musst du noch ein bisschen warten?
Narziss:
Widerspenstig und zäh
das kleine Monster ist.
Versteht sie nicht, das alles nur zu ihrem Besten ist.
Ich, der Retter in glänzender Montur,
und sie spuckt darauf nur.
Mein Ansehen doch schon beschädigt ist,
und das sowieso unverzeihlich an mir frisst.
Besser, ich such mir Ersatz,
vielleicht macht sie ja freiwillig Platz.
Aber bis dahin wird sie mir weiter dienen,
ok – für diesen Zweck
bin ich dann mal kurz wieder Mensch und nett.
Der Plan zu Recht gelegt,
die neue Schlinge ausgelegt,
schauen wir mal wie lange es braucht, bis sie geht.
Goldmund:
Wirklich – mein Geburtstag?
Warum wundert es mich nicht.
Einmal sollt es gehen um mich,
das ist verständlicherweise zu viel für dich.
Hast du dich da mit deinem Vorgänger abgesprochen?
Auch so ein kleiner Narzisst,
der aber wenigstens weiß, dass er nicht liebt,
also nur ein halber Herzensdieb.
Chapeau, mein Herr, elegant-treffsicher wie immer,
aber für mich Gott sei Dank nimmer.
Ich hoffe, du schaffst es jetzt wenigstens fair und ausgeglichen,
sonst ist auch der letzte ehrliche Freund dauerhaft gewichen.
Narziss:
Ich hoffe, DU schaffst es jetzt wenigstens fair und ausgeglichen,
sonst ist Dir auch der letzte Freund gewichen.
(Goldmund geht ab)